Die Coronapandemie hat das Angebot für Raumluftfilter, die u.a. Coronaviren aus der Raumluft herausfiltern soll, hochschnellen lassen: Seriöse wie weniger seriöse Hersteller bieten eine unüberblickbare Vielfalt von Raumluftfiltern für verschiedene Einsatzzwecke an, ebenso viele seriöse und noch mehr unseriöse Berater sprechen Anwendungsempfehlungen aus, die nicht selten jegliche raumlufttechnischen Grundlagen missachten und nur den Verkauf des Produkts im Fokus haben.

Häufig fehlen belastbare verbindliche technische Angaben zu den verwendeten Filterklassen, Luftvolumenströmen und Luftführung sowie Geräuschemissionen.

Ein Merkmal der Seriosität, durch dass sich insbesondere die „klassischen“ langjährig etablierten Lufttechnikhersteller auszeichnen, ist, dass eben genau diese Angaben alle verbindlich und prüffähig benannt werden und die Einsatzzwecke und -grenzen auch genau definiert und beschrieben sind.

Gibt es solche Angaben nicht und können diese auch nicht geliefert werden, ist schon per se Vorsicht geboten!

Um uns ein Bild über die Luftfilter „am unteren Ende der Skala“ zu machen, haben wir uns zu Testzwecken ein Gerät in der „100-Euro-Klasse“ beschafft und es im Einsatz geprüft.

Unser „Prüfling“ ist ein Luftreiniger mit einem 4-stufigen kompakten „Kombifilter“, der laut Auskunft ein H13-HEPA-Filter ist und neben dem HEPA-Filter u.a. eine Aktivkohle-Filterstufe hat.

Das Gerät ist laut Herstellerangaben für Räume bis zu 80 m² geeignet und hat laut Herstellerangabe einen Luftvolumenstrom von 210 m³/h, wobei nicht angegeben ist, in welcher der vier Stufen diese Luftleistung erbracht wird.

Die Bedienung ist positiv spartanisch und beschränkt sich auf das Notwendigste:

Neben einem Ein-/Ausschalter gibt es einen Taster zur Ansteuerung der insgesamt vier Ventilatorstufen und einen Ausschalttimer, den man durch mehrfaches Tasten auf eine „Nachlaufzeit“ von 1 bis 4 Stunden einstellen kann.

Der Hersteller bewirbt das Gerät mit einem geräuscharmen „Schlafmodus“  29 dB(A)

Als Antriebsmotor für den Ventilator ist ein vom Hersteller so genannter „Hochleistungs-Wechselstrommotor“ verbaut.

Neben dem im Gerät bereits eingelegten Filter ist ein Ersatzfilter beigelegt.

 

 

                

Nun zu den Erfahrungen mit unserem „Prüfling“:

Vorab: Diese fallen weitaus positiver aus, als erwartet!

Zunächst haben wir festgestellt, dass das Gerät in den beiden kleinsten Stufen selbst im Schlafzimmer betrieben werden kann ohne den Schlaf beeinträchtigende Geräuschen zu erzeugen. Der Schalldruckpegel wurde in der kleinsten Stufe mit ca. 30 dB(A) gemessen, in der größten Stufe mit ca. 59 dB(A). Die Luftleistung der kleinsten Stufe beträgt ca. 85 m³/h, in der größten ca. 245 m³/h.

Die Luftleistung in der größten Stufe ist geeignet in einem Raum mit einer Fläche von 80 m² und einer Höhe von 2,5 m eine ca. 1,2-fache Umwälzung des Raumvolumens pro Stunde sicherzustellen, wodurch (einrichtungsabhängig) eine gerade noch hinnehmbare Durchspülung des Raums gegeben ist.

Der Luftfilter ist einfach durch Öffnen der vorderen Geräteklappe einfach zu wechseln und hat umlaufend eine Weichgummidichtung, die das Ansaugen von ungefilterter „Falschluft“ verhindert.

Nach einer Laufzeit von 2000 Stunden soll eine Filterwechselleuchte den erforderlich gewordenen Filterwechsel anzeigen; den Filterwechsel nur an der Laufzeit „festzumachen“, ist bestenfalls als grober Richtwert anzusehen:

Wie lange ein Filter benutzt werden kann, hängt nur nachrangig von der Laufzeit des Gerätes ab, in erster Linie ist die „Ausgangsqualität“ der zu filternden Luft maßgeblich: Wenn diese stark staubbelastet oder anderweitig verschmutzt ist, wird sich ein Filter sehr viel schneller zusetzen als in einem „klinisch reinen“ Raum!

Um die Wirksamkeit des Gerätes zu überprüfen, haben wir mittels eines Kombinations-Luftqualitätsmessgerätes Temtop LKC 1000S+, welches die Luftqualität durch Ermitteln des so genannten AQI-Wertes („air quality index“), der Feinstaubbelastung PM 2,5 und PM 10 sowie der HCHO- und TVOC-Werte ermittelt.

Die Bedeutung dieser Werte und auch des so genannten CADR-Wertes des Umluftgerätes würde den Rahmen dieses Beitrages sprengen, Angaben hierzu findet man im Internet.

Die Luftqualität im Raum wurde in den verschiedenen Luftleistungsstufen vor der Inbetriebnahme des Luftreinigers und nach der Inbetriebnahme gemessen:

Das Ergebnis ist eindeutig:

Die Luftqualität, dargestellt durch die vorgenannten Messgrößen, wird nach Inbetriebnahme und einer vierstündigen Betriebsdauer mit maximaler Luftleistungsstufe auf ein Luftqualitätsniveau gebracht, welches selbst in „frischer ländlicher“ Außenluft nur selten vorzufinden ist!

Auch subjektiv ist bei Betrieb des Gerätes eine bessere Luftqualität wahrnehmbar.

Messwerte AQI und Feinstaub „vorher“  und „nachher“ :

AQI ohne Luftreiniger 

AQI ohne Luftreiniger

 

AQI mit Luftreiniger 

AQI mit Luftreiniger

 

Feinstaub ohne Luftreiniger

Feinstaub ohne Luftreiniger

 

Feinstaub mit Luftreiniger

Feinstaub mit Luftreiniger

 

Das „Filterungsergebnis“ stellt sich auch bei den kleinen Luftleistungsstufen auf, erwartungsgemäß dauert es in der kleinen Luftleistungsstufe jedoch deutlich länger, bis das „Reinigungsergebnis“ eintritt.

Mutmaßlich wird dann aufgrund der geringeren Luftleistungen in den kleinen Stufen und in der Folge schlechteren Raumdurchspülung das Ergebnis auch nicht im ganzen Raum „homogen“ sein.

Die Qualität des „Endergebnisses“ der Luftreinigung ist auch abhängig davon, ob Zimmertüren und -Fenster geschlossen sind oder nicht:

Bei geöffneten Fenstern oder Türen sind äußeren Einflüsse erkennbar: Bei geöffnetem Fenster tritt, je nach Außenluftqualität“, das „Reinigungsergebnis“ früher ein, manchmal, bei schlechter Außenluftqualität, fällt es auch schlechter aus als bei geschlossenen Fenstern, weil dann der Eintrag von äußeren Luftschadstoffen im weitesten Sinne entfällt.

Im Ergebnis der vorstehenden Messungen ist uneingeschränkt eine quantitativ und qualitativ positive Wirkung des Gerätes in allen Betriebsstufen festzustellen, die durch die Messungen mit zum Teil kalibrierten Messgeräten eindeutig belegt wird.

Wir haben die vorbeschriebenen Messungen in einem Schlafraum durchgeführt, deren Zugangstüren während des Messzeitraumes geschlossen waren und in dem geringe „Personenaktivitäten“ stattfanden; in Abhängigkeit von den äußeren Rahmenbedingungen (größere Personenaktivitäten, äußerer Eintrag von Luftschadstoffen u.v.a.m.) werden diese Messergebnisse variieren.

Für den beschriebenen Einsatzzweck in einem Schlafraum, der während der Nachtruhe über viele Stunden eine gute Raumluftqualität sicherstellt, halten wir dieses einfache Gerät für uneingeschränkt geeignet!

Fazit : preisgünstig, schlicht und einfach, leise in den beiden kleinsten Luftleistungsstufen und wirksam !

Kleiner „Wehrmutstropfen“ am Rande:

Wie bei allen Lüftungsgeräten und eben auch Umluftfiltern sind die Kosten des Filtermaterials mit ca. 30,00 Euro pro Filtereinsatz recht hoch.

Ferner „stört“ der vom Hersteller beworbene „energiesparende“ Wechselstrommotor mit einer Leistung von 45 Watt: Zeitgemäß wäre hier ein wirklich energiesparender EC-Motor, der dann etwa nur 50% der Leistungsaufnahme hätte, was sich natürlich gerade bei längerem Betrieb amortisieren würde.

Nachteilig ist auch, dass das Gerät und deren Stufenschaltung nur durch elektronische Tasten manuell eingeschaltet werden kann, d.h. eine zeitgesteuerte Inbetriebnahme ist nicht möglich, außer Frage ist das aber auch sicherlich dem niedrigen Preis des Gerätes geschuldet.

Durch die „elektronische Ausführung“ der Bedientasten ist auch die Verwendung einer externen Schaltuhr nicht möglich, weil das Gerät bei Abschaltung die letzte Einstellung „vergißt…!“

Hier bietet der Markt andere Geräte mit App-Steuerung an, die dann mutmaßlich diese Funktionen bieten, natürlich aber auch wieder dem Hersteller alle möglichen Daten über das Nutzerverhalten liefern…!

Hier möge jeder selbst für sich entscheiden, was das richtige ist, gerne auch mit unserer Hilfe…!

Kontakt : RWS Dipl.-Ing. Reinhard Wenzel Sachverständiger für Gebäudetechnik | (rw-sachverstaendiger.de)

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